POET NR. 07 INHALT COVER ORDERN ET CETERA

poet nr. 7 | literaturmagazin   poet 7

poet nr. 7
Das Magazin des Poetenladens
Andreas Heidtmann (Hg.)
poetenladen, Leipzig Herbst 2009
232 Seiten, 8.80 Euro
ISBN 978-3-940691-12-5

poet 7 leider ausverkauft

 
Schon äußerlich setzt der neue poet sich von seinen Vorgängern ab – unsere Illus­tratorin Miriam Zedelius hat ihn schwarz-weiß gestaltet. Das ist ein schöner Kontrast zur poeten­laden-Bunt­heit und ein bisschen Zeichen, es auch einmal mit weniger zu probieren vor dem Hintergrund des permanenten Welt- und Medien­spektakels.

Der Preis – wenn wir schon in der Realität sind – liegt unverändert bei 8,80 Euro für ein Magazin in Buchformat mit 232 Seiten. Das wäre als Einladung an den Leser zu verstehen.

Editorial  |  poet nr. 7


Es gibt sie, die Lyriker, die ausschließlich Lyrik schreiben, und die Erzähler, die ausschließlich erzählen. Daneben gibt es jene Autoren, die in beiden Genres zu Hause sind – oder sich zumindest in einem heimisch fühlen und von dort Abstecher ins andere unternehmen.

Kathrin Schmidt, die vier Romane schrieb, fühlt sich in der Lyrik nach wie vor wohler, wie sie im Interview dieser Ausgabe bekennt. Auch Ursula Krechel begann als Lyrikerin, ehe sie sich dem Roman zuwandte, doch eine klassische Romancière, so die Autorin, werde sie nicht. Probleme in der Wahrnehmung sieht Nora Bossong, die nicht zuerst als Lyrikerin ange­sehen werden möchte. Ent­sprechend miss­verstan­den fühlt sie sich, wenn die TAZ titelt: „Die Lyrikerin Nora Bossong hat einen Roman geschrieben.“

Christoph Wilhelm Aigner stellt generell das Selbst­ver­ständnis des Schrift­stellers in Frage und hat das Lyrik­schreiben – vorübergehend? – eingestellt. Lyrik ent­stehe aus einer Haltung heraus und nicht aus einem isolierten Moment der Intuition. Robert Schindel bringt auf den Punkt, was für beide Genres gleicher­maßen gilt: das Arbeiten in der Sprache, nicht mit der Sprache.

Das Dossier argentinischer Lyrik wurde von Timo Berger zusammengestellt. Hier wie in der deutschsprachigen Lyrik darf man vieles entdecken. In der Prosa kommen sechs junge Autoren zu Wort, die meist schon durch Preise auf sich aufmerksam machten. Als klassischer Kontrapunkt gesellt sich Anna Maria Ortese dazu, aus dem Italienischen übertragen von C. W. Aigner.

Frühjahr 2010

 
Timo Berger stellt argentinische Lyrik vor


„Die Lyrik ist tot“, betitelt Ezequiel Zaidenwerg eine Serie noch un­veröffentlichter Texte. In Argentinien regiert die Poesie, möchte ich anfügen. Denn Gedichte werden nach wie vor zuhauf geschrieben. „Ich bin Dichter“, schmettert es einem beim Hauptstadtbummel aber auch in den Provinzen oft entgegen. Und es sind beileibe keine Tango­poeten, nein: Ein schmutziger Realismus ist zu verzeichnen, Pop-Art-Poesie oder ein von der angelsächsischen Postmoderne in­spirierter Objek­tivismus, sowie hier und da ein Aufflackern des von Kuba über Brasilien hinüberschwappenden Neobarroco.

Ursula Krechel im Gespräch mit Jan Kuhlbrodt

Ich werde keine klassische Romancière

„Es gibt eine lyrische Prosa, und es gibt das Erzähl­gedicht, und ich habe mir nach Shanghai fern von wo überlegt: Wie komme ich wieder leicht oder eher ernsthaft in die Lyrik, und ich habe mich plötzlich mit der Ballade beschäftigt.“

 

 
Der poet erscheint halbjährlich im:
Poetenladen | Blumenstraße 25 | 04155 Leipzig | Germany
Herausgeber: Andreas Heidtmann
+49 (0)341 – 9939647 | Fax +49 (0)341 – 6407314
Mail: info (at) poetenladen.de
Timo Berger wurde 1974 in Stuttgart geboren, lebt nach Aufenthalten in Buenos Aires und Barcelona seit 1999 als Autor und Übersetzer in Berlin. Er ist Mitgründer der Lesebühne visch & ferse und war Mitorganisator des Internationalen Festivals aktueller Poesie, Salida al Mar, in Buenos Aires. Er veröffentlichte 2008 in der Lyrikedition den Band Ferne Quartiere.
 

 

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