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poet nr. 3 / poet[mag] Heft 3
Das Magazin des Poetenladens
Andreas Heidtmann (Hg.)
Leipzig Sommer / Herbst 2007
192 Seiten, 8.80 Euro
ISBN 978-3-00-021141-6

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Keine Frage: Das Heft beginnt eindringlich wie kaum ein anderes: Friederike Mayröcker schickte ein Gedicht, das uns als Auftakt diente. Mit Jan Wagner, Christian Schloyer, Sylvia Geist, Björn Kuhligk und Monika Rinck folgen wichtige Autoren der jungen und mittleren Generation.

Debütierende Autoren und bekannte Literaten bestimmen den Prosateil: Mirko Bonné, Hans-Ulrich Treichel, Marcus Jensen und Martina Hefter sind mit Prosa vertreten. Im Gesprächsteil äußert sich Michael Braun zur Situation der Lyrik. Und Katrin Marie Merten hat pointierte Aussagen von Independent-Ver­legern ge­sam­melt: Was braucht ein Text, um gut zu sein?

Editorial  |  poet nr. 3

Es sei keine schlechte Zeit für Lyrik, heißt es. Das Interesse ist unbestritten und Nachwuchsdichter mit beachtlichem Können melden sich zu Wort, wie zuletzt der Literarische März in Darmstadt bestätigen konnte. In dieser Ausgabe sind mehrere Finalisten und alle Preisträger des Wettbewerbs zu finden.

Auf der Leipziger Buchmesse bildete der Stand des Poetenladens einen Treffpunkt für junge und etablierte Literaten. Die Buchmesse, Lesungen und dieses Magazin beweisen immer wieder: So wichtig das Netz ist, so unverzichtbar bleibt der unmittelbare Austausch, das Literatur(er)leben. Das kann, will und wird das Internet nicht ersetzen können. Als Informationsquelle – soweit es sich um redaktionell geführte Seiten handelt – ist es ein Gewinn. Es intensiviert die Kommunikation und lässt die Dichtung zu einem poetologischen Gespräch in Permanenz werden. Längst weiß man, ehe der nächste Gedichtband dieses oder jenes Dichters erscheint, was einen erwartet, da man es auszugsweise im Netz gelesen hat. Aber wir wollen mehr – das unverzichtbare Buch.

Aus diesem Grund wird auch das poet[mag] Bestand haben. Diese Zuversicht drückt sich nicht zuletzt darin aus, dass es erstmals im neu gegründeten Verlag erschienen ist. Wenn die Zeit tatsächlich so gut ist, wie es scheint, wird bei poetenladen – der verlag auf mittlere Sicht, neben dem Magazin, mehr Literarisches zu lesen sein: Anthologien und Einzeltitel mit Lyrik und Prosa, die Wege gegenwärtiger Literatur beschreiten.

Andreas Heidtmann, Sommer 2007

Friederike Mayröcker

ich weine weil die Sonne scheint (dieses Maiglöckchen) ich weine weil
der Himmel blau, 1 Lichtblau dasz die Augen strömen, die weisze Barke
segelt übers blaue Fenster, die Hügelkette noch nicht grün, der Vogel
läszt sich in die Tiefe fallen, rotieren Phantasie und Äther Kehle
der hohen Sänger ist weisze Kuh und weiszer Stehkragen Plaza – und
schluchzend und somnambul und murmelnd den Namen murmelnd am Telefon,
macht mich betäubt dieser April dieser süsze Monat so grün und zart und
Blättchen Bäumchen und heckt er aus die Schönheit der Düfte, des
Flieders Herz, den Liebes Engel solch’ Seelenjahr

1.4.06

aus poet nr. 3

 

 
Friederike Mayröcker im poet-6-Gespräch: Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich muss­te es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlo­ren gegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebens­mittel!
 

 

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