POET NR. 08 INHALT COVER ORDERN ET CETERA

poet nr. 8 | literaturmagazin   poet 8

poet nr. 8
Das Magazin des Poetenladens
Andreas Heidtmann (Hg.)
poetenladen, Leipzig Frühjahr 2010
256 Seiten, 8.80 Euro
ISBN 978-3-940691-16-3

poet 8 leider ausverkauft

 
Auf über 250 Seiten bietet der poet wie kaum ein anderes Magazin Lesestoff am Puls der Zeit: Lyrik von jungen und etablierten Lite­raten, ein Dos­sier russi­scher Gegen­warts­lyrik, junge Auto­rin­nen mit Ge­schich­ten und dazu Ge­spräche mit Schrift­stellern wie Ilija Troja­now, Jan Faktor oder María Cecilia Barbetta.

Die Jury des Calwer Hermann-Hesse-Preises bescheinigt dem Magazin ein beispielhaftes Konzept zur Förderung junger Literatur und zeigt sich vom frischen poet-Design angetan.

Editorial  |  poet nr. 8

Von der Sprache leben

Wie erleben Schriftsteller anderer Ländern die deutsche Sprache und Literatur? Gibt es den kosmopolitischen Autor oder wird angesichts einer alles nivellierenden Globalisierung das Regionale in der Literatur wichtiger? Schafft Sprache Heimat? Der Autor des Weltensammlers, Ilija Trojanow, definiert im poet-Gespräch Heimat als das, was im Text eines jeden Autors entsteht. Den deutschen Lesern attestiert er große Sympathien für »fremde« Namen und führt als Beispiel die in Berlin lebende Argentinierin María Cecilia Barbetta an.

Sie kommt im zweiten Interview zu Wort. María Cecilia Barbetta glaubt, dass gerade das Schreiben in der Fremd­sprache als sprachlicher Filter wirkt, der es ihr ermöglicht, die argentinische Welt literarisch Revue passieren zu lassen. Wie auch Ilija Trojanow, Jan Faktor und Luo Lingyuan schreibt sie auf Deutsch.

Die Erzählerin Luo Lingyuan, 1963 in der chinesischen Provinz Jiangxi geboren und heute in Berlin lebend, möchte ein differen­ziertes Bild ihres Landes China vermitteln. Sie fühlt sich beiden Kulturen zugehörig und beiden Kulturen nicht ganz zugehörig. Für Jan Faktor wiederum war die gesell­schaftlich-bio­grafische Entwicklung entscheidend, der Weg von Prag nach Berlin (Ost). Eine Zeitlang nutzte er zwei Schreibmaschinen, eine fürs Tschechische, eine fürs Deutsche – bis es ihm zuviel wurde und er sich für die deutsche Sprache entschied.

Die südkoreanische Schriftstellerin You-Il Kang, Dozentin am Deutschen Literaturinstitut, bleibt hingegen ihrer Muttersprache treu. Als sie nach Deutschland kam, war sie in Südkorea längst eine bekannte Autorin mit Fernsehauftritten und Buchverfilmungen. So dient ihr die zweite Heimat als ein Rückzugsort, an dem sie unbehelligt arbeiten kann. Dass sie jemals auf Deutsch schreiben wird, glaubt sie nicht.

Über die Grenzen blickt der poet gewohntermaßen auch in seinem Dossier, das der russischen Gegenwartslyrik gewidmet ist. Alexander Nitzberg hat elf Dichter aus dem großen Stimmenchor ausgewählt und übersetzt. Immer noch, so Nitzberg, sei die zeitgenössische russische Lyrik hierzulande weitgehend unbekannt. Einen Grund sieht er darin, dass die russische Lyrik artifizieller sei und mit größere formaler Anspannung verbunden. Im Gespräch mit dem Moskauer Dichter und Verleger Maxim Amelin werden weitere Aspekte der facettenreichen Dichtung Russlands erörtert.

Neue deutsch­sprachige Lyrik steht am Anfang des Heftes und bietet in bewährter Weise eine Aufeinanderfolge etablierter und junger Dichter. Hans Bender, Wulf Kirsten, Richard Pietraß und Gerhard Falkner setzen Akzente – im Zusammen­spiel mit der jungen und mittleren Generation ergibt sich ein lyrisches Lese­abenteuer jenseits fest­gezurrter Positionen.

In der Prosa stellt der poet diesmal ausschließlich junge AutorInnen vor. Das hat nichts zu besagen – außer dass junge Erzähle­rinnen wesentlich die Gegen­warts­literatur prägen. Sollte es stimmen, dass an den Schulen die Jungen, gerade im sprachlich-lite­rarischen Bereich, kontinuier­lich zurück­fallen, so scheint es logisch, dass diese Schreib- und Leseleidenschaft der Frauen auch im Literaturleben kenntlich wird. Darauf freuen wir uns.

Frühjahr 2010

Das Literaturmagazin poet erscheint halbjährlich im poetenladen Verlag. Auf mehr als 200 Seiten bietet es Gedichte, Geschichten und Gespräche junger wie etablierter Autoren. Für das »beispielhafte Konzept zur Förderung der jungen Literatur« wurde das Magazin mit dem Calwer Hermann-Hesse-Preis ausgezeichnet. Das Magazin wird gefördert durch den Deutschen Li­te­raturfonds e.V. (2009) sowie durch die Kul­tur­stiftung des Frei­staates Sachsen.

Ladenpreis: 8,80 Euro (Ausgabe 1-8) | 9,80 Euro (ab Ausgabe 9) | Abo: 16 Euro.

 

 
Der poet erscheint halbjährlich im:
Poetenladen | Blumenstraße 25 | 04155 Leipzig | Germany
Herausgeber: Andreas Heidtmann
+49 (0)341 – 9939647 | Fax +49 (0)341 – 6407314
Mail: info (at) poetenladen.de
María Cecilia Barbetta wurde 1972 in Buenos Aires geboren, wo sie eine deutsch-argen­tinische Schule besuchte und Deutsch als Fremdsprache studierte. 1996 kam sie mit einem DAAD-Stipen­dium nach Deutsch­land und promo­vierte zur Poetik des Neo-Phan­tas­tischen. 2008 erschien ihr Debüt­roman Änderungs­schnei­derei Los Milagros (S. Fischer), für den sie verschie­dene Aus­zeichnungen erhielt, unter anderem das Arbeits­stipen­dium des Berliner Senats, das Alfred-Döblin-Stipendium, den Aspekte-Literatur­preis sowie den Adelbert-von-Chamisso-Förder­preis. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, lite­rarische Texte auf Spanisch zu schreiben, antwortet Barbetta mit einem Wort: »Nein.«
 

 

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