|
|
|
Alexander Gumz
kurz vor küstenschluss
bricht sich der regen auf dem pflaster: zirkuswagen
im verdreckten licht, ganz easy bei einer anderen
physik geklaut.
sammlungen, die zu hause lässt, wer auf übergroße
touren geht. auch die freunde bemühen sich,
für ein paar tage keinen zu verraten:
landkarten werden gefälscht bevor die arme
der reihenhäuser nach ihnen greifen. von der luft aus
gut erkennbar: achterbahnen
mit eigens für sie aufgestellten winden. eine verschwörung
aus kapital und angst. dünne wurzeln unterm fuß,
die wärme leerer fenster
beim nachhausegehen. ist das schimmern der holzpferde
von hier aus noch zu sehen? das meer klatscht
am ende der promenade in die hände.
manche sagen, sie könnten nur so trauern: vergessen
was geblieben ist. möwen? nein: affenschreie
überm strand.
dann: das ausschlagen der temperatur
von minute zu minute dreht sich das schilf neu in den wind
der radiostationen. jemand tanzt über wetterfahnen,
schimmert wie ein versprechen: verschwende deine worte, alter!
du weißt schon lange nicht mehr worum's geht.
immer hart auf der spur der ruder (einstiche in der haut
des sees). blut staut sich an der schleuse, kriecht uns
zwischen die zehen. wem verbotsschilder etwas nützen:
die schreibschrift der mücken nicht stören! sie üben auf den planken.
der fährmann ist zwei dörfer weiter im urlaub. kreise schließen sich
um unsere handgelenke, das zu-gleich des lichts
schlägt durch die äste. sonst: unbewegter nachmittag (eine galeere
ohne ruder). dass im schatten der segel noch vögel brüten!
Inhaltsverzeichnis ►
|
|
|
Alexander Gumz, geboren 1974 in Berlin. Studium der Germanistik und Philosophie. Lyriker, Redakteur und Literaturveranstalter beim Texttonlabel KOOK. Mitbegründer des Festivals LAN. Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, Lyrik von Jetzt (DuMont 2003), Jahrbuch der Lyrik 2008 und 2009. Wiener Werkstattpreis für Lyrik 2002. Stipendiat in der Villa Decius. Gedichte wurden ins Englische, Polnische, Persische und Slowakische übersetzt.
|
|
|